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Thailand Strand

Phuket Sandbox: Gute Idee, dumm gelaufen

Quarantänehotel statt Strandidyll

Die Idee ...

Seit einem halben Jahr bereite ich mich darauf vor, Deutschland dauerhaft den Rücken zu kehren. Erst einmal möchte ich das tun, was ich während der Pandemie am meisten vermisst habe: Reisen!

Später werde ich dann auch wieder arbeiten. Meinen Job als freie Übersetzerin, Texterin und Autorin kann ich zum Glück überall ausüben, solange ich Internet habe.

Schnell steht für mich fest, dass die erste Station Thailand sein soll. Seitdem ich vor 10 Jahren zum ersten Mal hier war, liebe ich das Land und ganz Südostasien. Okay, da gibt es diese lästige Quarantäne, aber *hey* was soll’s? Wenn man wie ich plant, längere Zeit unterwegs zu sein, sind (damals noch) 10 Tage schnell um! Da es ganz schön aufwendig ist, mein ganzes Leben aufzulösen und meinen kompletten Besitz zu verkaufen, bin ich um jeden Haken auf der To-Do-Liste froh. Deshalb suche ich mir frühzeitig ein schickes ASQ-Hotel in Bangkok, buche meine 10 Nächte und setze einen Haken dahinter. Dachte ich …

Woran ich nicht gedacht habe, ist, wie schnell sich die Regelungen hier ändern können. Erst wurde die Quarantänezeit aufgrund steigender Infektionszahlen wieder auf 15 Tage hochgesetzt; gefolgt von den ersten Sandbox-Gerüchten kurze Zeit später. Als sich die Gerüchte verdichten, ist für mich klar: Ich lasse mein bereits bezahltes ASQ-Hotel in Bangkok sausen und buche um auf ein SHA+ Hotel in Phuket. Zwar ist der bereits bezahlte Betrag für die 10 Tage nicht erstattungsfähig, aber die 14 Tage in Phuket kosten mich kaum mehr als die 5 Tage, die ich in Bangkok noch hätte dazu buchen müssen, um auf die mittlerweile geforderten 15 Tage zu kommen.

Auf den letzten Drücker ergattere ich mein Certificate of Entry / COE (mehr dazu in einer separaten Story) und besteige den Flieger von Frankfurt via Dubai nach Phuket.

... dumm gelaufen

Es hätte so schön sein können! Der Flug mit Emirates von Frankfurt nach Dubai ist maximal entspannt. Höchstens ein Drittel der Plätze ist belegt. Ich habe eine ganze Reihe für mich, kann mich ausstrecken und den Flug genießen. Auf dem zweiten Streckenabschnitt sieht es zunächst ähnlich aus… bis eine arabische Großfamilie mich einkesselt. Vor mir ein Paar mit einem Baby, in den beiden mittleren Reihen neben und vor meiner Reihe jeweils 4 Leute und neben mir ein junger Mann, vielleicht Anfang/Mitte 20, der mir mit seiner unter der Nase hängenden Maske spontan unsympathisch ist. Ich überlege kurz, ob ich die Stewardess um einen anderen Platz bitte, aber der Flieger ist mittlerweile ziemlich gut gefüllt … Hätte ich das besser mal getan!

In Phuket angekommen, läuft es weiter super smooth. Die Papiere werden 3x kontrolliert, dann hole ich mein Gepäck, bevor es am Ausgang zum ersten PCR-Test geht. Das ganze Prozedere dauert keine Stunde. Vor der Tür wartet bereits mein Fahrer, der mich in mein SHA+ Hotel in Rawai Beach bringt. Bis das Testergebnis zurück kommt, muss ich im Zimmer warten. Aber das Zimmer ist wunderschön, der Balkon hat Blick auf den Pool, die Minibar ist gut gefüllt und nach der langen Anreise bin ich sowieso müde.

Am nächsten Morgen ist mein Testergebnis da (ca. 18 Stunden später): negativ! Der Urlaub kann beginnen! Mit meinem gemieteten Roller geht es erst einmal zum Nai Han Beach und Windmill Viewpoint. Nachmittags entspanne ich am Pool und trinke an der Swim-Up-Bar ein leckeres Chang Bier mit zwei Israelis. Ich will mich gerade zum Abendessen fertig machen, da klingelt mein Telefon …

High Risk Contact

… am anderen Ende die Dame von der Rezeption. Ich wäre High Risk Contact eines positiv getesteten Passagiers auf dem Flug EK378 von Dubai nach Phuket, gelandet am 6. Juli um 12:30 Uhr. Mein Abendessen ist gestrichen, stattdessen heißt es: Verlegung in ein ALQ Hotel. Natürlich auf eigene Kosten! Das Dumme: Die meisten Hotels in Phuket haben ihren Quarantänebetrieb eingestellt und sind auf das Sandbox-Modell umgeschwenkt. Entsprechend wenig Auswahl gibt es.

Eigentlich hätte ich erwartet, dass mich irgendwer von der Gesundheitsbehörde, der CCSA, an der Rezeption erwartet. Aber Pustekuchen. Ich wurde praktisch mir selbst überlassen. Die Anweisung, mich in ein ALQ zu begeben, ging lediglich an mein Hotel. Keinerlei Hilfe der Behörden! Null. Zero. Rien. Auch die deutsche Botschaft bzw. das Honorarkonsulat in Phuket schweigen.

Zum Glück ist die Rezeptionistin super lieb (Danke an das Rawai Palm Beach Resort!!!!) und telefoniert für mich 2 Stunden lang alle Hotels durch. Die einzige Option, die auch nur ansatzweise bezahlbar ist, ist ein Hotel in Patong. Und mit „ansatzweise“ meine ich, ich muss erst einmal Geld vom Sparkonto auf die Kreditkarte überweisen. Aus den geplanten 15.000 Baht wurden innerhalb von 2 Stunden 52.000 Baht für 2 Wochen. Ich frage mich echt, was die mit Touristen machen, die gerade keine 1000 Euro zusätzlich locker machen können? Kommen die in den Knast? Ins Krankenhaus?

Ich bekomme 1 Stunde zum Packen, dann steht der Sicherheitstransporter vor der Tür. Der vermummte Fahrer und seine ebenso eingetütete Begleiterin bringen mich ins ALQ-Hotel – mit dicker Trennscheibe zwischen uns. Dort werde ich sehr nett empfangen. Mein Gepäck wird auf’s Zimmer gebracht, wo bereits mein Abendessen auf mich wartet. In einer Plastikbox. Kalt. Das gibt’s jetzt jeden Tag, morgens, mittags und abends. Lauwarmes Essen aus Plastikbehältern, die in einer „Infectiuous Waste“-Tonne entsorgt werden. Das Zimmer ist … Mittelklasse. Weit unter dem Standard meines gebuchten Hotels. Immerhin habe ich einen Balkon. Auch die Mitarbeiter sind sehr nett und bemüht, meistens. Mir wurde eine Strandmatte für ein bisschen Sport gebracht, ein Ventilator, weil mir die Klimaanlage zu laut war, und ein paar Softdrinks aus dem 7 Eleven. Das Internet ist hingegen eine Katastrophe, aber mir wurde eine SIM-Karte mit Unlimited Internet versprochen. Hoffentlich kommt die schneller als das Toilettenpapier 😀

An Tag 6 und 13 werden wohl weitere PCR-Tests durchgeführt. Bleibt zu hoffen, dass diese ebenfalls negativ ausfallen, und ich zumindest den minimalen Komfort des Hotelzimmers nicht gegen ein Krankenhaus eintauschen muss.

Fazit

In der Zwischenzeit haben sich sowohl die  Tourismusbehörde hier in Phuket als auch die Deutsche Botschaft in Bangkok bei mir gemeldet und Unterstützung angeboten. Gerade kamen 2 (!) riesige Obstkörbe von Bhummikitti, dem Präsidenten der Phuket Tourist Association., als kleine Aufmerksamkeit und vermutlich auch Entschuldigung für die fehlende Unterstützung zu Beginn der Hiobsbotschaft. Früher aus der Quarantäne werde ich jedoch eher nicht entlassen; zumindest nach aktuellem Stand der Dinge. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt 😊

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